Das Grotmoor wird zum regionalen Klimastar

Die Wiedervernässung wird von Bürger*innen und Unternehmen finanziert. Erfahren Sie mehr über das Crowdfunding und den Umbau des Moores.

  • Janis Ahrens, Dr. Chris Freise, Philipp Meinecke (vlnr)

  • Luftbild Bagger bauen Wall

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  • Bürgermeisterin der Gemeinde Heidmoor S.-L. Mencken mit erstem Zertifikat aus Grotmoor-Projekt


Jetzt kommen die großen Bagger zurück und es geht weiter im Grotmoor: Auf weiteren rund 96 Hektar stellen die Spezial-Bagger den optimalen Wasserstand für Klima, Pflanzen und Tiere wieder her. Ist dieser Bauabschnitt voraussichtlich im Frühjahr 2026 fertig, werden dort mehr als 1.200 Tonnen CO2 im Jahr nicht mehr als Treibhausgas in die Luft abgegeben, die bisher aus dem Boden entweichen. Fängt das Moor nach einigen Jahren wieder an zu wachsen, kann es sogar wieder aktiv CO2 aus der Luft aufnehmen und speichern.

Die Projektpartner setzen dabei auf ein bewährtes Erfolgsrezept: Die Landesforsten geben die Flächen und bringen ihr Wissen über das Gebiet ein, die Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz und der Ausgleichsagentur vernässen das Moor mit ihrer mehr als vierzigjährigen Erfahrung. Weitere Akteure, wie zum Beispiel die Gemeinde Heidmoor, Behörden und Gewässerverbände sind dabei eingebunden.

Ein echtes Crowdfunding-Klimamoor


Das Besondere an diesem Projekt: Jede*r kann sich am Klimaschutz direkt vor der eigenen Haustür beteiligen. Denn die Vernässung dieser 96 Hektar des bisher entwässerten Hochmoores wird über freiwillige Klimaschutz-Zertifikate, die sogenannten MoorFutures®, refinanziert. Jedes dieser Zertifikate steht für eine Tonne CO2, die durch die Wiedervernässung nicht mehr in die Atmosphäre gelangt. Diese werden in einem Register beim Umweltministerium (MEKUN) festgehalten. Über den Kauf der Zertifikate finanzieren Privatpersonen und Unternehmen die Planung, die Baukosten sowie die Nachsorge und das Monitoring über 50 Jahre.

Das Beste aber ist, dass man das Ergebnis auch selbst sehen kann. Bei einem Spaziergang durch das dann vernässte Moor können alle, die sich dafür engagiert haben, selbst prüfen, wofür das Geld eingesetzt wurde und wie sich das Moor entwickelt. Dafür sind auch ein Aussichtspunkt und Infotafeln mit eingeplant.
Diese Art der Finanzierung von Moor-Klimaschutz durch freiwilliges privates Engagement wurde bereits erfolgreich im Königsmoor in der Gemeinde Christiansholm, Kreis Rendsburg-Eckernförde, praktiziert. Das Moor entwickelt sich prächtig: Der regelmäßige Monitoring-Bericht zeigt, dass die Treibhausgas-Einsparungen sogar über den Erwartungen liegen.

Weitere Informationen und die Möglichkeit, Zertifikate zu erwerben, finden sich auf der Website www.moorfutures-sh.de.

So läuft der Umbau

Zuerst werden Bäume und Büsche im Baubereich gefällt und bauliche Anlagen der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung entfernt, darunter drei Kilometer Stacheldrahtzaun. Dann haben die großen Kettenbagger freie Fahrt, um Drainagen aus dem Boden zu holen, Gräben zu verschließen und fast zehn Kilometer Torf-Wälle zu bauen.

Zwischen März und August ruhen die Baumaschinen wie bei allen Moorschutzprojekten Schleswig-Holsteins, um den Nachwuchs von Vögeln und Amphibien nicht zu gefährden. Im Spätsommer 2025 geht es dann weiter mit dem Umbau des Grotmoors, der im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein soll.

Janis Ahrens, Projektleiter, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein:

„In dem bereits wiedervernässten Gebiet direkt nebenan sehen wir das Ziel. Ein nasses Moor, das seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet, seltenen Arten einen Rückzugsort bietet und Starkregenereignisse oder Trockenheiten abpuffert. Mit jeder Baggerschaufel Torf, die wir bewegen, kommen wir diesem Ziel näher. Sind wir Anfang 2026 mit dem Umbau fertig, stehen die Chancen gut, dass die moortypischen Pflanzen und Tiere von der benachbarten Fläche hier rüber kommen.“

Philipp Meinecke, stellv. Geschäftsführer der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein:


„Mit den MoorFutures®-Zertifikaten können sich alle einfach und regional für den Klimaschutz engagieren. Das haben bei unseren anderen beiden Projekten im Königsmoor bereits hunderte von Privatpersonen und Unternehmen gemacht. Jetzt machen wir gemeinsam das Grotmoor wieder zu einem natürlichen Kohlenstoffspeicher und wertvollen Lebensraum, den man nach dem Umbau selbst besuchen kann.“

Dr. Chris Freise, Direktor Schleswig-Holsteinische Landesforsten:

“Das Projekt Grotmoor MoorFutures® I ist das größte Moorschutzprojekt auf den Flächen der Landesforsten und hat Leuchtturmcharakter für den biologischen Klimaschutz im Land, da es als Beispiel für erfolgreiche Kooperation im Naturschutz zu weiteren Projekten auch mit großer Flächenrelevanz anregt. Neben unseren Erstaufforstungen zur Waldmehrung und dem Waldumbau zur Entwicklung klimaresilienter Wälder als Kernbestandteile des biologischen Klimaschutzes der Landesforsten freue ich mich sehr über das große Engagement im Grotmoor und auf weitere vielfältige Kooperationsprojekte in unseren Hoch- und Waldniedermooren.“

Hintergrundinformationen

Grotmoor

Das Grotmoor liegt in der Gemeinde Heidmoor im Kreis Segeberg. Es handelt sich um ein insgesamt rund 650 Hektar großes Hochmoor. Die meisten Teile sind heute noch über Drainagen im Boden und Gräben entwässert, viele Flächen als Grünland genutzt.

Mit großem Erfolg hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zusammen mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten bereits im Winter 2022/2023 die ersten 73 Hektar des Grotmoors im Kreis Segeberg wiedervernässt. Seitdem werden jährlich mehr als 700 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht mehr in die Atmosphäre abgegeben, sondern bleiben im Boden gespeichert. Auch die moortypischen Arten siedeln sich bereits wieder an. Dieser erste Bauabschnitt wurde finanziert über das Landesprogramm Biologischer Klimaschutz.

Aktuelles Projekt Grotmoor MoorFutures® I


Projektträgerin ist die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Flächeneigentümer sind die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Gemeinsam wird das Projekt umgesetzt. Den Zertifizierungsprozess und den Verkauf der MoorFutures®-Zertifikate organisiert die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein.

Die Projekt-Fläche ist 96 Hektar groß und wurde bisher als Grünland genutzt. Beim Umbau werden Entwässerungsgräben verschlossen, Drainagen gekappt und entfernt sowie Torf-Wälle mit eingebauten Überläufen gebaut. So bleibt das Wasser zukünftig im Moor, anstatt wie bisher abgeleitet zu werden.
Projektlaufzeit sind 50 Jahre. So lange wird durch die Ausgleichsagentur sichergestellt, dass das Moor für den Klimaschutz optimal nass bleibt. In einem Rhythmus von fünf Jahren wird geprüft, ob die CO2-Einsparziele erreicht werden und wie sich die Vegetation im Moor entwickelt. Dies wird jeweils in einem Monitoring-Bericht festgehalten und veröffentllicht.

Mehr zum MoorFutures®-Standard und zum Zeritifizierungsprozess finden Sie auf der Website www.moorfutures-sh.de.